Dienstag, 6. Januar 2009

Die Anreise oder: eine Odyssee zum Start

Der erste Blog-Eintrag aus Helsinki! 
Etwas verspätet, aber ich bin ja froh, überhaupt schon in meinem Zimmer zu sein.
So kam es dazu:

Am vergangenen Montag sollte mein Flieger um 7.10 Uhr vom Nürnberger Flughafen starten, um um 8.00 Uhr in Düsseldorf zu landen, von wo es um 8.40 nach Helsinki weitergehen sollte, wo ich dann wiederum um 12.00 Uhr Ortszeit ankommen sollte (zur Info: Finnland ist Mitteleuropa eine Stunde voraus). Damit würde ich genug Zeit haben, um bis 16.00 Uhr meinen Mietvertrag bei der Wohnheimverwaltung zu unterschreiben und meine Schlüssel abzuholen. 

Soweit der Plan.

Nachdem es ja schon am Sonntag den ganzen Tag geschneit hatte, beschlichen mich gegen Abend leichte Bedenken, dass ich den Flug in Düsseldorf verpassen könnte. Aufgrund des Wetters sind wir dann auch relativ zeitig nach Nürnberg aufgebrochen und kamen dort am Flughafen mit genügend Zeit an.
Check-In, trauriger Abschied, Sicherheitskontrolle, Warten am Gate.
Das Boarding sollte gegen halb sieben beginnen, doch kurz vor sieben kam die Durchsage, dass der Flughafen Düsseldorf dank des vielen Schnees komplett dicht wäre. Voraussichtlicher Abflug: 8.00 Uhr. Damit würde sich mein Anschlussflug auch verzögern, meinte die freundliche Dame am Schalter, und ich war erstmal beruhigt, denn bei vier Stunden, die ich in Helsinki Zeit haben würde, um die Schlüssel zu holen, ist eine Stunde Verspätung nicht so schlimm, dachte ich.
Es blieb leider nicht bei einer Stunde.
Nächste Durchsage: Abflug um 9.00 Uhr. Immernoch ok. Zur Sicherheit habe ich dann aber permanent mit meinem iPhone gecheckt, ob der Flieger in Düsseldorf auch wartet.
Nächste Durchsage: Abflug um 9.30 Uhr. Wenn es dann in Düsseldorf gleich weitergeht, immernoch ok. Falls halt das Flugzeug noch da ist.

Nach 30-minütiger Flugzeugenteisung Flug nach Düsseldorf mit grölenden, angetrunkenen Oberbayern im hinteren Flugzeugteil, harte Landung um 10.45, sonst alles ok. Die Spannung steigt, wartet die Maschine nach Helsinki auf mich?

So schnell wie möglich laufe ich raus und zum Gate des Fluges nach Helsinki; scheint gewartet zu haben. Ich komme ans Gate, werfe dem Mitarbeiter Pass und Ticket hin. Er schaut mich entgeistert an: Wohin wollen Sie denn? - Nach Helsinki! Ich komme grade aus Nürnberg -
Ist die wohl schon gelandet? - Ja (sonst wär ich ja nicht hier oder?! -, hab ich mir aber nur gedacht). Es kommt noch ein Mädel zum Gate (wie sich später herausstellt, auch eine ERASMUS-Studentin, die in Vaasa studieren wird), die auch aus Nürnberg kam. Der Mann am Gate telefoniert und ruft uns beiden einen Bus, mit dem wir zum wartenden Flugzeug gefahren werden.
Schnell rein ins voll besetzte Flugzeug, damit die Maschine endlich starten kann. Denn wenn es nun endlich gen Helsinki los geht, bekomme ich auch noch meine Schlüssel.
Ich nehme Platz und schreibe noch schnell eine SMS: Flieger grad noch gekriegt! Puh!

Nach fünf Minuten, 11.10 Uhr, ertönt die freundliche Stimme des Kapitäns:
Aufgrund der unerwarteten Wetterverhältnisse war der Flughafen am Morgen dicht... alles verzögert sich... wir werden in etwa einer Stunde und 50 Minuten zum Start bereit sein.

Woa. Das hatte gesessen. 
Nochmal zum Mitschreiben: Eigentlich sollte ich seit zehn Minuten in Helsinki sein und nun sagt der Pilot, es wird in zwei Stunden erst los gehen. Mit den zwei Stunden Verspätung aus Nürnberg wars das mit den Schlüsseln. Und da am Dienstag in Finnland auch Feiertag ist, darf ich somit die ersten beiden Nächte in einer Jugendherberge o.ä. verbringen. Glückwunsch: Das hatte ich mir anders vorgestellt.

Nach einigen Minuten Ernüchterung dachte ich an meine Tutorin Soili (also eine finnische Studentin, die mich in der Orientierungswoche 'betreut' und mich einweist und Sachen zeigt etc.), die möglicherweise den Schlüssel für mich holen könnte. Sie meinte in einer ersten Email, dass wir uns nur melden brauchen, wenn es Probleme gibt oder wenn irgendetwas ist. 
Das war jetzt wohl so ein Fall.
Glücklicherweise hatte ich mir ihre Telefonnummer eingespeichert und ich rief sie einfach mal an; wenns klappen würde, wäre so ein Anruf nach Finnland allemal billiger als zwei Nächte in einer Jugendherberge. Ich erreichte sie dann auch und schilderte ihr meine Situation. Soili war total freundlich und meinte, sie würde versuchen, die Schlüssel für mich zu holen, obwohl man die eigentlich nur persönlich holen kann. Ich schrieb ihr mit meinem iPhone noch eine Email mit den nötigen Daten und drückte mir nun selbst die Daumen.

Mit über vier Stunden Verspätung hob die Maschine schließlich in Düsseldorf ab (ohne Oberbayern); die Müdigkeit wuchs; die Hoffnung, mein Zimmer noch am gleichen Tag beziehen zu können, war klein; ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.

Koffer abgeholt, raus aus dem Flughafen, Anruf bei Soili.
Sie hat meine Schlüssel.
Mir fällt ein mittelgroßer Stein vom Herzen; das erste Mal an diesem Tag bin ich erleichtert. Die Odyssee neigt sich doch noch einem guten Ende.

Nach einem kurzen Anruf bei meinem Schatz geht es mit dem Bus zum Hauptbahnhof (finnisch: Rautatieasema), wo ich Soili treffe. Freundlicherweise bringt sie mich mit dem Zug noch zu meiner Wohnung im Stadtteil Itä-Pasila, der zum größten Teil aus Beton besteht und mit Plattenbau-Charme aufwartet. Aber dazu später mehr.

In der Wohnung treffe ich den ersten von maximal fünf (bislang sind es vier) Mitbewohnern, Simon aus Münster; danach gehts noch kurz zum Lidl um die Ecke, das nötigste besorgen.
Mein Zimmer ist in Ordnung, Bett, Schrank, Schreibtisch, zwei Stühle, Regal; Toilette und Dusche sind solide und sauber; Küche benutzbar und zum Glück gut ausgestattet. Nur das Internet in meinem Zimmer läuft noch nicht; ist aber nicht so schlimm, denn im leeren Zimmer neben mir funktionierts.

Und immernoch besser als Jugendherberge.

PS: Warum wird ein internationaler Flughafen wie der in Düsseldorf von Schnee überrascht (im Januar, nicht irgendwann im Hochsommer) und muss dann mehrere Stunden gesperrt werden? Habt ihr keinen Wetterbericht?
Und wenn ihr schon vom Schnee so überrascht seid (wie es der Kapitän in Düsseldorf mehrmals erwähnt hat), warum ist es dann nicht möglich, den Flugbetrieb trotzdem so aufrecht zu halten, dass ich nicht knapp fünf Stunden zu spät in Helsinki ankomme?

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