Mittwoch, 6. Mai 2009

Nachtrag: St. Petersburg & Moskau

Anfang April, eine Woche nach unserer Rückkehr aus Lappland, brachen wir zu unserer zweiten großen Reise auf, einem einwöchigen Trip in die russischen Metropolen St. Petersburg und Moskau.
Nachdem wir die Abfahrt am frühen Morgen fast verschlafen hatten, ging es mit dem Bus und einer Horde anderer Studenten aus Helsinki und Lappeenranta zunächst nach St. Petersburg, wo wir vier Tage lang bleiben sollten.
An der Grenze krachte ein russischer LKW vor unseren Augen in einen Schlagbaum und brach selbigen ab. Nach den ersten verdutzten Blicken des Fahrers und der russischen Grenzbeamtin wurde aber gleich darüber gelacht und erstmal eine geraucht. Drei Grenzkontrollen später haben wir es dann ins Innere der Russischen Föderation geschafft - weiter ging es von dort an auf holprigen Straßen, die teilweise kaum diesen Namen verdient hatten, und durch arg heruntergekommene Vororte, bis wir am späten Nachmittag in unserem Hotel in der Innenstadt ankamen.
Unser Aufenthalt in St. Petersburg gestaltete sich erwartungsgemäß äußerst ereignisreich, jeder Tag war vollgepackt mit Programmpunkten, unterwegs waren wir überwiegend zu Fuß, so dass wir abends schließlich immer todmüde ins Bett fielen. Im Einzelnen waren das die Peter-und-Paul-Festung, das Wahrzeichen der Stadt, das Kriegsschiff Aurora, das mutmaßlich durch einen Kanonenschuss die Oktoberrevolution ausgelöst hatte, die Eremitage, der Katharinenpalast, in dem sich ein Nachbau des sagenumwobenen Bernsteinzimmers befindet, ein Besuch des Ballettstücks 'Don Quixote' im Mariinsky-Theater, eine Limousinentour bei Nacht und natürlich einige der unzähligen und eindrucksvollen Kathedralen.
Während sich unsere Bedenken bezüglich der Sicherheit in keinster Weise bewahrheitet hatten, so wurden doch alle gängigen Vorurteile über die russische Polizei bestätigt: An unserem letzten Tag in St. Petersburg sollte der Rest der Gruppe wieder nach Finnland zurückfahren. Der Bus wartete am Rande des Palastplatzes, dem zentralen Platz, direkt an der Eremitage gelegen, zu dieser Zeit voller Menschen. Wir machten noch ein Gruppenbild, als ein Polizeiauto langsam vorbeifuhr, kurz sein Blaulicht aufheulen ließ und dem Bus aus ungefähr fünf Metern Entfernung über Lautsprecher etwas auf Russisch zubrüllte. Der Wagen hielt an, ein stämmiger Polizist - man kann schon sagen: - stolzierte Richtung Bus. Der Busfahrer gab ihm einen Stapel Papiere und stand eine Weile am Polizeiauto. Schließlich kam auch unser Guide hinzu, diskutierte mit dem Polizisten und stieg dann für ein paar Minuten in deren Wagen. Als er wieder ausstieg, rief er uns zu: "Los, wir fahren jetzt!"
Ich fragte dann unseren Guide, ob es denn teuer gewesen sei, und er meinte nur: "20 Euro... das ging aber noch. Hätten genauso gut auch 300 sein können."

Nach der Abreise der Gruppe und diesem doch ein wenig schockierenden Erlebnis waren wir beide nun ganz auf uns allein gestellt und sollten das auch im Großen und Ganzen bis zu unserer Heimfahrt bleiben.
Die Zugfahrt nach Moskau verlief ohne Probleme, auch wenn es komisch war, eine Schlafkabine mit zwei wildfremden Menschen zu teilen, mit denen man zudem auch nur schwierig kommunizieren konnte. Denn in Russland muss man wirklich Glück haben, um jemanden zu treffen, der Englisch spricht, sogar dort, wo sich normalerweise viele Touristen aufhalten.
Vom Bahnhof holte uns ein Guide ab und brachte uns nach einer gemeinsamen Stadtrundfahrt zu unserem Hostel. Auch die drei Tage, die wir in der russischen Hauptstadt verbrachten, waren ziemlich kräftezehrend, aber dafür ebenfalls sehr, sehr beeindruckend! Vor allem der Rote Platz mit der Basilius-Kathedrale und den anderen umliegenden Bauten war äußerst faszinierend. Außerdem auf dem Programm standen eine Besichtigung des Kreml und der Christ-Erlöser-Kathedrale, ein Besuch des Pushkin-Museums, ein Abstecher in den Gorki-Park, eine Tour durch die Metro, deren Bahnhöfe nicht zu Unrecht 'Paläste des Volkes' genannt werden, ein Bummel durch den Messepark VDNH und - wie in St. Petersburg - ein Stadtrundgang bei Nacht.

Was noch?
- Die Leute sind in der Regel unfreundlich und forsch. Verkäufer/innen in Geschäften oder Bedienungen in Restaurants bilden dabei keine Ausnahme und verziehen keine Miene, wenn man hereinkommt.
- Man wird angestarrt - unverhohlen und bis man vorbeigelaufen oder weggegangen ist.
- In einem Reiseführer stand, dass sich die Frauen bisweilen sehr 'feminin' kleiden und man nicht denken soll, dass das alles Prostituierte sind. Stimmt, hätte man sehr häufig denken können.
- Viele Männer, die 'verdächtig' aussahen, in dunklen Ecken standen, uns aus dem Augenwinkel musterten und tuschelten.
- Beschilderungen, z.B. in Museen, waren - falls vorhanden - meist stark verbesserungswürdig.
- In Moskau waren Mülleimer äußerst rar, in St. Petersburg dagegen nicht.
- Die Straßen in Moskau (keine Autobahnen!) hatten teilweise bis zu 10 Fahrstreifen in jede Richtung.
- Als Polizeiautos dienten mal abgeranzte Ladas, mal Audis oder Mercedes.
- Lenins aufgebahrte Leiche konnten wir leider nicht besichtigen, er wurde gerade hübsch gemacht. Dafür gab es sonst an jeder Ecke Lenin-Statuen, Mosaike oder andere Abbilder von ihm.

Es war in jedem Fall eine großartige Reise, von der wir mit rund 2100 Fotos zurückkamen.
Die besten davon aus St. Petersburg und Moskau.

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